RZ in der FAZ: Am Samstag, 10. Juni erschien Claudius Seidls Artikel über das Nebeneinander vom Rechenzentrum und Turm der Garnisonkirche und was dieses über deutsche Verhältnisse aussagt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Der Gegensatz ist kaum auszuhalten.“ und könnte gerade deshalb „das bestmögliche Ergebnis“ sein: denn „wenn Bauten aus dem Barock und dem zwanzigsten Jahrhundert aufeinanderstoßen, das Moderne umso moderner und das Alte umso würdevoller wirkt.“
Wir freuen uns über Seidls Beschreibungen des Rechenzentrums – des Baus und der Nutzung: „Links sieht man das sogenannte Rechenzentrum, einen DDR-Bau von 1971, der damals sehr viel schicker aussah – auch wenn die Architekten sich nicht dazu bekennen wollten, dass sie sich die kapitalistische Eleganz des Mies van der Rohe zum Vorbild genommen hatten, die Schmuckstreben des Seagram Building, den Grundriss seines Entwurfs für eine Krupp-Zentrale, die Proportionen einer Bank in Des Moines. Heute, für den flüchtigen Blick zumindest, sieht das Rechenzentrum schmucklos, schlicht, fast ein bisschen schäbig aus.“

Dass das Rechenzentrum ein Ort der Gegenwart ist, sieht man schon von der gegenüberliegenden Straßenseite. Es ist  viel Betrieb dort drüben, und die Menschen, die ein- und ausgehen, scheinen jünger, lässiger und lebendiger zu sein, als es sonst die Potsdamer Norm ist. Die Fröhlichkeit erfüllt fast schon den Tatbestand der Ruhestörung. Ein „soziokreatives Zentrum“ nennen die Betreiber das Haus; gemeint ist, dass es hier Ateliers, Büros und Versammlungsräume gibt – vorwiegend für Firmen und Initiativen, die sich dem Gemeinwohl oder der Kunst verschrieben oder die zumindest ihre
Zukunft noch vor sich haben.“

Claudius Seidl kommt zu dem Schluss: „Das Rechenzentrum nicht auszuhalten wäre totalitär. Den Turm da wieder weghaben zu wollen wäre dogmatisch. Wo doch beides, zusammen respektive gegeneinander, ein gültiges Bild der deutschen Verhältnisse ergibt. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, darf man es sogar schön finden.