Einleitung

Ende der 1950er Jahre wurde in der DDR die Nutzung von Computern zunehmend wichtiger. Auch in Potsdam fand digitale Datenverarbeitung in den 19060er Jahren vor allem in Rechenzentren statt. Die Computertechnik stand zu dieser Zeit wie keine andere technische Errungenschaft für eine rationelle Zukunft als Gegenpart zur „düsteren”, „irrationalen Vergangenheit”. Jene Hinwendung zur geplanten Zukunft sollte sich auch im Stadtbild widerspiegeln. Entsprechende Wandbildnisse wie der Mosaikzyklus von Fritz Eisel wurden dazu genutzt. Er zeigte Passant:innen leicht erfassbar, welcher „berechnende Fortschritt” im Gebäudeinneren zu finden war.

Von der Idee eines computergetriebenen Sozialismus

Das Rechenzentrum war 1969 bis 2015 Teil eines Netzwerks von Datenverarbeitungszentren. Dieses hatte seinen Ursprung in den Plänen der DDR-Regierung zur Digitalisierung der Republik ab den späten 1950er Jahren. Dabei sollte die lahmende Planwirtschaft dank der damals zukunftsträchtigen Technologie optimiert werden. Somit verteilte die SED Rechenstationen über alle Bezirke, die regionale Behörden, aber auch Betriebe, mit Rechenkraft versorgen sollten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das DDR-Regime zunächst eine Vielzahl von Kompromissen eingehen. Seit den späten 1950ern wendete sich der Blick vom grundlegenden Wiederaufbau der Wirtschaft hin zu einer angepeilten Realisierung des Sozialismus. Bei dieser sollte die Informationstechnologie eine grundlegende Rolle einnehmen. Gedankliche Grundlage war der Bericht des Kybernetikers W. W. Alexandrow über ein Rechnernetzwerk, welches die elektronische Datenverarbeitung in der Sowjetunion nutzbar machen sollte. Im November 1958 erging der Ministerratsbeschluss „über die Bildung von Rechenzentren des VEB Maschinelles Rechnen in der Deutschen Demokratischen Republik“. Der VEB unterstand der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik und besaß einen Zentralbetrieb in Berlin, dem ursprünglich neun Zweigstellen zugeordnet wurden. Die Potsdamer Zweigstelle entstand als erste.

Die DDR auf dem Weg ins digitale Zeitalter

Es handelte sich zunächst um nur wenige Rechner mit mechanischen und analogen Lochkarten. Sie sollten für eine effiziente Wartung, Auslastung und Ersatzteilversorgung zentralisiert genutzt werden. Der VEB Maschinelles Rechnen verantwortete auch die Ausbildung von Fachleuten der Datenverarbeitung. Die anfänglich noch starke Trennung des Zugangs zu Rechentechnik nach wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Nutzung wurde mit der Zeit langsam aufgeweicht. Ab 1961 war es Unternehmen und Institutionen erlaubt, zusätzlich selbst beschaffte Rechner dezentral zu nutzen. Dies waren Importrechner, da die DDR aus eigener Produktion nur den „Zeiss Rechenautomaten“, kurz ZRA 1, primär für wissenschaftliche Zwecke liefern konnte.

Beim VI. Parteitag der SED 1964 wurde das „Datenverarbeitungsprogramm” verabschiedet, welches die Nutzung von Rechenleistung auf die Grundlage von Verträgen zwischen Wirtschaftsunternehmen und Rechenzentren stellt. Der Aufbau regionaler Rechenzentren mit Mainframe-Computern vollzog sich in der Bundesrepublik etwa zeitgleich. Rechenstationen in industriellen Ballungsräumen entstanden ergänzend zur Nutzung eigener Computer in Institutionen und Großbetrieben.

Im Jahr 1965 verfügte der VEB Maschinelles Rechnen mit seinen Zweigstellen bereits über etwa 2.250 Mitarbeiter:innen, 30 elektronische Lochkartenrechner und 100 Tabelliermaschinen. Da jedoch die Aufgaben der bezirklichen Ebene immer weiter anwuchsen, kam es 1966 zu einer Strukturreform. Die Zweigstellen wurden unabhängig, aber Mitglieder einer „Vereinigung Volkseigener Betriebe Maschinelles Rechnen“. Sie sollten u. a. „planmäßig und periodisch zu liefernde statistische Informationen“ für Staatsorgane und Werktätige liefern.

Der Binnenhandel betrieb ein paralleles, zentral organisiertes Netzwerk an Rechenzentren, ab 1962 als VEB Rechenbetrieb Binnenhandel (Rebi) in allen Bezirken. In Berlin wurde 1966/67 das erste „Datenverarbeitungszentrum“, der DDR eingeweiht. Es sollte prototypisch für die anderen vierzehn geplanten Zentren stehen und war Vorbild für den Bau in Potsdam. Der Aufbau eines landesweiten Netzes an Rechenzentren war ein veritables Großprojekt der DDR-Regierung. Allein für die erste Stufe setzte man im November 1966 über drei Milliarden Mark der DDR an.

Umstrukturierungen und zunehmende Pragmatik

Mitten in der Aufbauphase des landesweiten Netzwerkes schwenkte der sozialistische Staat von der technischen Utopie um in den „Konsumkommunismus“ und rief die Erhöhung des Lebensstandards als neues Leitbild aus. Die junge Datenverarbeitung stand auf dem Prüfstand. Hinzu kamen bauliche Probleme bei der architektonischen Realisierung. Der Aufbau integrierter Gesamtinformationssysteme wurde zum Traum westlich wie östlich der Mauer. Zwar gelang es der DDR nie, das erträumte System in seiner vollen Leistungsfähigkeit aufzubauen. Es haperte vor allem an der Programmierung der Software und dem Betrieb des Informationssystems. Zudem machte die Standardisierung der Datenbasis Probleme. Trotzdem gelang bis 1973 der Aufbau eines landesweiten Netzwerks an Rechenstationen. Der Paradigmenwechsel von der Utopie zur Pragmatik beruhte fortan auch auf der Rechenleistung der Computer, die nun im Hintergrund liefen, Transportrouten optimierten und Versorgungslagen berechneten.

1975 entschloss sich die Regierung, den VEB Maschinelles Rechnen mit den Rechenbetrieben des Handels in gemeinsamen Datenverarbeitungszentren zusammenzuschließen. Ziel war es, durch die Fusion weitere Synergieeffekte zu erzielen, wie sie mit den nun immer leistungsstärkeren Computern machbar wurden. Mit wenigen zentralen ESER-Großrechnern konnten die Datenverarbeitungszentren eine Vielzahl an Kunden gleichzeitig bedienen. ESER stand für das „Einheitliche System Elektronischer Rechentechnik“ und war der Versuch, gemeinsam mit anderen sozialistischen Staaten die Computerproduktion zu koordinieren.

1980 schließlich erfolgte im Vorfeld der Mikroelektronikeinführung in der DDR die letzte Umstrukturierung. Die Datenverarbeitungszentren wurden in das Volkseigene Kombinat Datenverarbeitung überführt. Über die VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) Maschinelles Rechnen und spätere Datenverarbeitungszentren wurden viele Staatsorgane und Betriebe der DDR von der Computertechnik berührt. VVB-Mitarbeiter:innen übernahmen auch eine Vermittlerrolle und informierten über die Möglichkeiten der EDV, beispielsweise im Rahmen von Schulungen, Broschüren, Datenbanken oder Lehrfilmen.

Elektronische Datenverarbeitung im Potsdam der 1960er Jahre

Anfang der 1960er Jahre gab es im Bezirk Potsdam, neben den wenigen Rechnern in der Zweigstelle des VEB Maschinelles Rechnen in der Puschkinallee 3, Computer nur in großen Betrieben oder Wissenschaftsinstitutionen. Beispielsweise nutzte die Sternwarte Potsdam eine ZRA 1 primär für wissenschaftliche Zwecke. Im September 1967 wurde ein Schwesterbetrieb des Datenverarbeitungszentrums eingeweiht: das „Organisations- und Rechenzentrum“, kurz ORZ, in der Heinrich-Mann-Allee 107, später in der Villa Hagen in der Bertinistraße. Ein frühes Anwendungsbeispiel des ORZ ist die Linsenberechnung für die Optische Industrie. Aus dem ORZ ging 1969 der VEB Informationsverarbeitung Potsdam als ein Prototyp für die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der gesamten bezirksgeleiteten Industrie der DDR hervor. Während in der Bundesrepublik die Datenverarbeitung jenseits der Erfassung tendenziell männlicher geprägt war, spielten Frauen in der Digitalisierung der DDR eine wichtige Rolle, etwa bei der Bedienung der Rechner oder in Form der ersten Leiterin des Datenverarbeitungszentrums.

Da die bis dahin vorhandene Rechenleistung für die ambitionierten Pläne des SED-Regimes nicht ausreichte, wurden früh Planungen für ein Bezirksrechenzentrum in Potsdam aufgenommen. Erste Entwürfe machte das Regime 1966 öffentlich bekannt. Hinweise zum Standort des Rechenzentrums an der Stelle der ehemaligen Garnisonkirche finden sich erstmals in einer Vorlage für das Politbüro Ende 1967, die schließlich im April 1968 diskutiert wurde.

Im Januar desselben Jahres beschloss der Rat des Bezirkes den Generalbebauungsplan Potsdams, im Februar und März stimmte die Stadtverordnetenversammlung dem Bau des Rechenzentrums an der Stelle der Garnisonkirche – unter Protesten – zu. Als Begründung für den Standort führte die Vorlage unter anderem an, dass die „städtebauliche Gestaltung der Wilhelm-Külz-Straße [heute Breite Straße] […] den Abriß der gesamten alten Bausubstanz zur Schaffung eines einheitlichen Ensembles [erfordert]. In diesem Zusammenhang ist vorgesehen, am jetzigen Standort der Ruine der ehemaligen Garnisonkirche einschließlich der Plantage das zukünftige Zentrum der elektronischen Datenverarbeitung anzuordnen. […] Die Bodenbeschaffenheit des Baugrundes erfordert diese Lösung“.

Der verdichtete Baugrund der ehemaligen Garnisonkirche eignete sich vortrefflich für einen Neubau, der große Gewichte zu tragen habe und erschütterungsfrei sein müsse. Insgesamt sollte Potsdam drei „Elektronenrechner“ Robotron 300 aus eigener Produktion inklusive Peripherie erhalten, jeweils einen für die VEB Maschinelles Rechnen zu statistischen und ökonomischen Zwecke, einen für die VEB Datenverarbeitung der Finanzorgane (DvF) für die Bearbeitung des Zahlungsverkehrs und einen für die Rechenbetriebe des Binnenhandels (Rebi). Jedes dieser Rechnerensembles brachte ein gehöriges Gewicht mit sich und benötigte doppelte verstärkte Böden, um dieses abzutragen. Kleinste Erschütterungen konnten Berechnungen der empfindlichen Computer und vor allem der Magnetbandgeräte stören.

Bau und Ausstattung des Potsdamer Rechenzentrums

Für die drei Robotron-Rechner wurde 1969 bis 1971 das „Datenverarbeitungszentrum“ mit einem Rechengebäude und einem Verwaltungsgebäude errichtet, das ein eingeschossiges Verbindungsgebäude vereinte. Ursprünglich war ein Hochgeschossbau ähnlich einer Campanile, also der Gestalt eines Glockenturms, geplant. Als Hochgeschossbau realisierte beispielsweise der Bezirk Dresden sein Rechenzentrum. In Potsdam hätte die Gestaltungsform in ihrem Verweis auf die Vergangenheit des Ortes eine besondere Pointe gehabt.

Auf Initiative der Deutschen Bauakademie sollte allerdings „vielmehr ein Flachbau angestrebt werden, dessen interessante Gliederung und Plastizität den neuen Geist unserer Zeit auch baukünstlerisch zum Ausdruck“ brachte. Das Politbüro stimmte der Vorlage mit explizitem Verweis darauf zu, dass in „der Stadt des Potsdamer Abkommens […] die endgültige Überwindung des preußisch-deutschen Militarismus“ durch die Neugestaltung des Stadtkerns erreicht werden könne. Bemerkenswert ist, dass die Forderung, die „Wiederholung bekannter architektonischer Lösungen aus Berlin oder anderen Städten der DDR […] zu vermeiden“ in einem Widerspruch zu der Direktive des Politbüros stand, beim Aufbau der Bezirksrechenzentren auf bauliche Vorbilder zurückzugreifen. Am Gebäude des Potsdamer Rechenzentrums lassen sich also die Spannung zwischen zentraler Leitung und den Interessen der Bezirke spüren.

Das Gebäude sollte rechtzeitig zum 20. Jahrestag der DDR fertiggestellt sein, was allerdings nicht eingehalten werden konnte. So berichtete der zuständige Staatssekretär im Ministerium bereits im März 1968 von Problemen beim Bau, sodass einerseits die Potsdamer Station gegenüber den anderen Bezirken zeitlich zurückgestellt wurde; gleichzeitig erhöhte er aber den Druck auf den Bezirk, Ressourcen für das strukturbestimmende Vorhaben des DVZ bereitzustellen und ihm Vorrang vor allen anderen Bauvorhaben zu geben. Die Termine der Fertigstellung, der Geräteinstallation und des Beginns des Produktivbetriebes fielen auf die Jahre 1971-1972, in denen der Künstler Fritz Eisel das bekannte Mosaik an der Außenfassade anbrachte.

Am Motiv des Mosaiks Fritz Eisels wird der Übergang von einer Leittechnologie zur nächsten veranschaulicht: In den 1960er Jahren war es noch die Raumfahrt, die die Menschen zum Träumen brachte. Computertechnologie hatte dabei eher eine Hilfsfunktion. Dies änderte sich im Laufe der 1970er Jahre, als der Pragmatismus der Gegenwart die Träume ferner Welten ablöste.

Im Jahr 1976 wurde der Maschinenpark des Rechenzentrums um einen ESER-Computer EC 1040 ergänzt. Mit dem leistungsstarken Großrechner, der an das IBM System 360 angelehnt war, konnte das Portfolio des Rechenzentrums ausgeweitet werden. Im Jahr 1983 bewilligte der Bezirksrat schließlich die Anschaffung eines EC 1057, der im Jahr 1987 installiert wurde. Die Staatliche Plankommission, zuständig für die Zuteilung der Rechenmaschinen, erteilte dazu ebenfalls ihre Zustimmung. Der EC 1057 war als „letzter Großrechner“ der DDR bekannt. Hinzu kam der Einsatz von Büro- und Personalcomputern wie dem Robotron 1715.

Die Funktionen des Potsdamer Rechenzentrums in der DDR-Zeit

Während in der Bertinistraße die bezirksgeleitete Industrie mit Rechenkraft versorgt wurde, übernahm das Datenverarbeitungszentrum unter der Leitung von Ursula Stralau Aufgaben für die zentrale Verwaltung. Letztlich boten die Mitarbeiter:innen des DVZ anderen Institutionen anwendergerechte Lösungen von spezifischen, organisatorischen Problemen. Sie erfassten, verarbeiteten und speicherten Einwohner:innendaten, bestimmten Wohnraum- und Katasterdaten und erfüllten damit ihre Funktion als Statistikbehörden. Ein Kernpfeiler dieser Aufgaben war die Erfassung und Berechnung einheitlicher Daten für die DDR-Statistiken.

Außerdem war das Datenverarbeitungszentrum Potsdam der Ausbildungsbetrieb des Bezirks für Fachkräfte wie Programmierer:innen, Operatoren und Operatricen, Wartungstechniker:innen und viele mehr. Aber auch ‚normale‘ Nutzer:innen aus den Betrieben und Institutionen wurden hier geschult, in den 1980er-Jahren beispielsweise in der Verwendung von Bürorechentechnik.

Das DVZ übernahm die Lagerverwaltung im Apothekenwesen, von der Inventarkontrolle bis zur Logistik. Eine eigene Abteilung widmete sich der Routenoptimierung beispielsweise für den Transport von Holz, Erz oder Stahl. Die Programme waren derartig erfolgreich, dass das DVZ sie auch in den Westen verkaufte. Da die Rechenbetriebe Binnenhandel im Datenverarbeitungszentrum aufgegangen waren, arbeiteten die Mitarbeiter:nnen des DVZ auch für die Handelskombinate in der computergestützten Konsumgüterverwaltung. Auch in der Landvermessung war das DVZ tätig. Die Mitarbeiter:innen des DVZ schrieben die passenden Programmpakete oder passten die republikweit verfügbaren Lösungen an.

Es ist nicht nachgewiesen, dass das Datenverarbeitungszentrum auch für das Ministerium für Staatssicherheit gerechnet hat. Da die Staatssicherheit ihre eigene Infrastruktur aufbaute, die sie für ihre Zwecke zu nutzen wusste, ist eine Nutzung des DVZ unwahrscheinlich. Anzunehmen ist hingegen, dass es einen Datentransfer gab, dass also MfS-Mitarbeiter:innen auf die im Datenverarbeitungszentrum gespeicherten Daten Zugriff nahmen – ähnlich wie im Westen der Bundesnachrichtendienst.

Im Jahr 1981 arbeitete das DVZ eine Diät-Rezepturenkartei aus, wobei man mit dem Zentralinstitut für Ernährung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Potsdam-Rehbrücke und der Sektion Diätetik der Gesellschaft für Ernährung in der DDR zusammenarbeitete. In der „Wissenschaftsstadt Potsdam“ war kommunale Datenverarbeitung also auch immer verzahnt mit den dort ansässigen Forschungsinstituten und der kommunalen Verwaltung.

Das Datenverarbeitungszentrum Potsdam nach der Wiedervereinigung

Mit dem Ende der DDR standen auch die Datenverarbeitungszentren auf dem Prüfstand. Ihre Technik war nach westlichen Standards weitestgehend veraltet und die bisherigen Kund:innen brachen einer nach dem anderen weg. Allerdings hatte sich die DDR-Technik seit den 1960er Jahren an westliche Standards angelehnt, sodass sich die Programmierer:innen auf beiden Seiten der Mauer schnell verständigen konnten. Im Westen wurden nach der Wende händeringend Computerexpert:innen gesucht. Diejenigen aus Ostdeutschland taten sich dadurch hervor, dass sie besonders speichersparsam und effizient programmierten.

Die Geschichte des DVZ Potsdam ist paradigmatisch für die Entwicklung vieler der insgesamt 15 Bezirksrechenzentren. Während die Treuhand für einige von ihnen keinen Abnehmer fand und sie daher abwickeln musste, spezialisierten sich andere Rechenzentren auf einen bestimmten Bereich der Datenverarbeitung und etablierten sich damit als Dienstleistungs- oder Nischenanbieter. Dem Hauptgeschäftsführer des DVZ Potsdam gelang es, auf den vorherigen Datendienstleistungen aufzubauen und einen größeren Vertrag mit der AOK Brandenburg abzuschließen, der ab November 1991 begann. Etwa 50 Mitarbeiter:innen des DVZ konnten auf diese Art weiterbeschäftigt werden und pflegten 1,4 Millionen Datensätze von Krankenversicherten. Mit dem Auslaufen des Vertrages mit der AOK Ende 1995 wurde das Gebäude von einer Immobilienverwaltung übernommen.

Auch der Strang der Datendienstleistung für den regionalen Verwaltungs- und Behördenbereich lässt sich weiterverfolgen. 1991 ging das DVZ im Brandenburger Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik auf. 2001 wurde aus dem Landesamt ein Landesbetrieb. Damit wandelte sich auch das Aufgabenprofil des Betriebs hin zu Statistiken auf Landes-, Bundes- und EG-Ebene wie Verbraucherpreisstatistiken, Schulstatistiken oder Mikrozensus, die Unterstützung von Wahlen sowie im Vergaberecht, aber auch weiterhin IT-Beratung und Ausbildung auf Landesebene. 2006 entschieden sich die Länder Brandenburg und Berlin, ihre Statistikbehörden zusammenzulegen, sodass der vorgenannte Landesbetrieb 2007 aufgespalten wurde in die Teile Datenverarbeitung und Statistik. Ersterer wurde zum Landesbetrieb für Datenverarbeitung IT-Serviceaufgaben (LDS), die Statistik wurde wiederum Teil des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg.

Aus dem Landesbetrieb für Datenverarbeitung und IT-Serviceaufgaben wiederum ging letztlich 2009 der Brandenburgische IT-Dienstleister (ZIT-BB) hervor, der bis heute besteht. Seine Entwicklung ist einzuordnen in die fortschreitende Digitalisierung kommunaler und regionaler Strukturen in der ganzen Bundesrepublik. Seine Aufgabe ist es unter anderem, “die sichere technische IT-Infrastruktur für das Land Brandenburg bereitzustellen und zu betreiben“. Daneben bietet der ZIT-BB auch zahlreiche Bürgeranwendungen an. Bis Ende 2017 nutzte der ZIT-BB noch Teile des Gebäudes des DVZ. Insgesamt wurde das Gebäude damit fast vier Jahrzehnte in seinem ursprünglichen Zweck genutzt. Im November 2017 erfolgte schließlich der Umzug des Brandenburgischen IT-Dienstleisters ZIT-BB von der Dortustraße in ein Gewerbegebiet nach Spandau.