Das Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“, das die sozialistische Idee von Fortschritt preist, ist Ausgangspunkt für  Auseinandersetzungen rund um Fortschritt(skritik), Transformationsgesellschaft, Gegenwarten und Zukunftsperspektiven.

Im Projekt „Der Mensch versinkt im Kosmos“ erweitern zwei aktuelle künstlerische Positionen das markante und denkmalgeschützte Kunstwerk von Fritz Eisel aus den 1970er Jahren um ein großes Wandbild von JIM AVIGNON und eine temporäre Installation mit Mosaik-Workshops von ANNA SCHIEFER und BJÖRN KÜHN.

↱ Auftakt mit Polterabend am 7.6. 17 Uhr
↱ Finale mit Einweihung des Murals am 7.7. um 16 Uhr

Der Mensch versinkt im Kosmos ist ein Projekt des Freundliche Übernahme Rechenzentrum e.V. und wird realisiert mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt Potsdam.

VOM KASSENKIOSK ZUM KUNSTRAUM – AUS SCHERBEN EINE 19. TAFEL

Von der flachen Wand geht die Auseinandersetzung mit dem Mosaik in den vierdimensionalen Raum eines ehemaligen Kassenkiosks, der in den 70ern in der BRD gebaut und in einem Fußballstadion genutzt wurde. Seit dem Sommer 2023 steht er in der Dortustraße vor den emaillierten Kacheln und Tafeln des 18-teiligen Glasmosaiks, fertiggestellt 1972 in der DDR. Vom 7. Juni bis zum 7. Juli 2024 wird er zum Kunstraum, in dem gemeinschaftlich eine neue, 19. Mosaik-Tafel in der Arbeit von Anna Schiefer und Björn Kühn entsteht.

↱ Freitag, 31.05.24 / 16 Uhr: Start der Sammlung von Geschirr und Steinzeug am Kiosk
↱ Freitag, 07.06.24 / 17 Uhr: Auftakt zur „Die 19. Tafel“ von Anna Schiefer und Björn Kühn
mit Polterabend, Tanz auf dem Scherbenhaufen und Drinks
↱ Donnerstag & Freitag, 27. & 28.06.24: Mosaik-Workshops
↱ Sonntag, 7.07.24 / 16 – 19 Uhr: Finissage & Einweihung „Die 19. Tafel“ mit Anna Schiefer und Björn Kühn

NEUER RAUM – NEUE WÄNDE

Der Abriss der Rechnerhalle (2019) vom ehemals dreiteiligen Rechenzentrum und die Umgestaltung der Plantage zum Sportplatz (2021) haben die östliche Nordseite des Rechenzentrums aus seinem Hinterhofdasein in die Sphäre des Öffentlichen gerückt.
Hier sind nun fünf Wandsegmente zugänglich und sichtbar, deren Maße und Proportionen den Flächen der bisherigen 18 Mosaiktafeln an   Süd- und Westseite des Gebäudes entsprechen. Vom 3. bis 7. Juli wird Jim Avignon diese Neuen Wände mit einem großen Mural neu gestalten.

↱ Mittwoch bis Sonntag, 03.– 07.07.24 / tagsüber: Die Neuen Wände von Jim Avignon entstehen
↱Freitag, 05.07. / 15 – 18 Uhr: Rumhängen an Wändne, mit Neoangin Playlist und Bar
↱ Sonntag, 07.07.24 / 16 – 19 Uhr: Präsentation Neue Wände und Finissage „Die 19. Tafel“, Rundgang mit den Künstler*innen, Neoangin-Konzert, Lounge und Bar

JIM AVIGNON UND DIE NEUEN WÄNDE

Künstler Jim Avingnon vor Mosaik Tafel.
Jim Avignon. Foto: Kristina Tschesch

Jim Avignon ist Maler, Illustrator und Konzeptkünstler und einer der ungewöhnlicheren Charaktere in der aktuellen deutschen Kunstszene. Immer wieder sucht er die Konfrontation mit dem Establishment und legt sich dabei selten fest, ob er nun Pop-Art, Street-Art, ein Picasso on acid oder einfach nur der schnellste Maler der Welt sein will. Sein Markenzeichen sind leuchtende Farben, gelegentlich beißender Witz,
unprätentiöses Material – von einfacher Pappe bis zur rauen Hauswand – und ein schwindelerregender Output. Avignons Arbeiten regen  zum Nachdenken an und ersetzen erhabene Selbstreferenzialität durch schwarzen Humor und Selbstironie: „Good Artists Go To The Museum, Bad Artists Go Everywhere“.
Avignon, der als „Neoangin“ auch Musik macht, lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Berlin und war in den 90ern durch seine zahlreichen Club-Dekorationen auch als „Maler der Techno-Szene“ bekannt. 2013 machte er von sich reden, als er in einem inszenierten Flashmob sein denkmalgeschütztes Bild an der East Side Gallery von 1990 unerlaubt neu bemalte.

Vom 3. bis zum 7. Juli realisiert Jim Avignon an den „Neuen Wänden“ des Potsdamer Rechenzentrums ein großes Mural an fünf Wandsegmenten und hinterlässt einen ironischen Kommentar zu Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit und Gegenwart.

ANNA SCHIEFER & BJÖRN KÜHN UND ›DIE 19. TAFEL‹

Björn Kühn & Anna Schiefer Foto: Kristina Tschesch

Anna Schiefer und Björn Kühn studierten Bildhauerei und psychoanalytische Kulturtheorie in Stuttgart. Nach einigen Residenzen u.a. in Spanien, Frankreich, der Schweiz, Island und Litauen leben und arbeiten sie heute in Cottbus. Als Gründer*innen des „Verlag für Handbücher“ verbinden sie das Buchmachen mit dem Performativen. In Potsdam erschaffen sie im Kiosk Landschaften aus Geschirr, die zu Landschaften aus Scherben werden, um dann gemeinsam mit euch eine neue Mosaik-Tafel zu kreieren:

„Der Mensch bezwingt den Kosmos. Zumindest hat er es versucht. Er ist da rausgegangen und wollte kämpfen. Soweit der Plan. Aber irgendwie war da nichts. Fritz Eisels Tafeln lassen sich heute lesen wie Don Quijotes Mission. Der Mensch hat sein Mögliches getan, wollte
Ruhm, Ehre, Kampf. Dem Kosmos war’s genauso egal wie den Windmühlen. Und zu aller Belustigung und Trauer ist bei der ganzen Sache noch der Planet, unser Zuhause, kaputt gegangen. Während Don Quijote seine Taten noch im Namen der Liebe zu seiner (imaginären) Dulcinea begeht, ist uns „Bezwingern“ diese Dimension verloren gegangen.

Was uns bleibt, ist die Fortschreibung der Geschichte in der Rückschau. Deshalb „Die 19. Tafel“! Deshalb ein Polterabend! Um das Zerbrechen unserer Vergangenheit ordentlich knallen zu lassen. Um am Vorabend der Heirat des Menschen mit seiner Vergangenheit ein kleines Fest zu feiern, bringt euer Geschirr, karrt die Tassen, Teller und Vasen an. Nicht nur das Nichtmehrgewollte, zerstört auch das euch Liebste. Lasst das Geschirr der Häuslichkeit in einer Ökonomie der Verschwendung auf der Straße zerbrechen. Später dann, nachdem wir die Zukunft der Spezies aufgekehrt und ein wenig haben ruhen lassen, wenn die Sonne ein paarmal aufund untergegangen sein wird, dann wollen wir die Scherben wieder fügen: zur 19. Tafel und eine Dulcinea uns imaginieren.“

PROGRAMM

↱ Freitag 31.05.24 / 16 – 19 Uhr: SAMMELSTART FÜR ›DIE 19. TAFEL‹
Abgabe von Keramik, Porzellan und anderem Zerbrechlichen in Anwesenheit der Künstler*innen. Danach Abgabe bis zum 7. Juni jederzeit möglich.
↳ Sammelstelle: C/O Kiosk Dortustraße 46

↱ Freitag 07.06.24 / ab 17 Uhr: AUFTAKT UND POLTERABEND | ERÖFFNUNG ›DIE 19. TAFEL‹
Ein Polterabend mit Anna Schiefer und Björn Kühn. „Die 19. Tafel“ soll entstehen und ihr bestimmt aus welcher Substanz: Bringt nicht mehr gewolltes, aber auch das euch liebste Geschirr mit, so dass wir gemeinsam unsere Häuslichkeit in einer Ökonomie der Verschwendung auf der Straße zerbrechen können. Später wollen wir aus den Scherben dann ein zukunftsweisendes Mosaik bauen.
↳ Mit Bar und DJ Parker (queerfeldein) am Kiosk

↱ Donnerstag 27.06.24 & Freitag 28.06.24 / je 16 – 19 Uhr: ›DIE 19. TAFEL‹ WÄCHST | WORKSHOPS
Aus den Scherben des Polterabends entsteht ein neues Mosaik. Fritz Eisels Mosaik wird fortgesetzt in einem Workshop für alle. Aus dem Zerbrochenen formen wir eine andere Zukunft.
↳ Teilnahme gratis und auch nur an einem der beiden Tage möglich. Anmeldung vorab gerne per Mail: mosaik@rz-potsdam.de

↱ Samstag 29.06.24 / 11 – 16 Uhr: NEUE WÄNDE WEISSEN | SUBBOTNIK
Kommt vorbei und streicht mit uns die RZHausecke neu: Gemeinsam schaffen wir den Untergrund für Jim Avignons Arbeit. Bei Kaffee
und Kuchen sammeln wir außerdem Wünsche und Ideen für das, was in Zukunft an der neuen Begegnungs- und Spielstelle vor den Neuen
Wänden und an der Plantage alles möglich ist und passieren kann.

↱ ab Mittwoch 03.07.24 / tagsüber: JIM AVIGNONS NEUE WÄNDE ENTSTEHEN | MURAL

↱ Freitag 05.07.24 / 15 – 18 Uhr: ABHÄNGEN AN NEUEN WÄNDEN | BEGEGNUNG
mit Kosmos-Bar und Neoangin-Playlist

↱ Sonntag 07.07.24 / 16 – 19 Uhr PRÄSENTATION ›NEUE WÄNDE‹ FINISSAGE ›DIE 19. TAFEL‹ | HAPPENING
Rundgang mit den Künstler*innen, Neoangin-Konzert, Lounge und Bar
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist gratis. Spenden erwünscht.

Fotos Vom Polterabend / AuftakT ›DIE 19. TAFEL‹ am 07. Juni

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Förderung und Spendenaufruf

Das Projekt wird gefördert von der Landeshauptstadt Potsdam, allerdings mit weniger Mitteln als geplant. Für die Umsetzung des Projekts wie geplant benötigen wir Unterstützung. Hilf uns mit deiner Spende, das Denkmal durch zeitgenössische Bezüge lebendig und im Gespräch zu halten, neue Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen und das RZ mit neuem Wandbild und neuer Botschaft im Stadtraum weiter zu stärken. Der Freundliche Übernahme Rechenzentrum e.V. stellt eine Spendenquittung dafür aus: Hier geht es zum SPENDENAUFRUF.

OPEN CALL & JURYMITGLIEDER DER Kioskbespielung

In einem im März veröffentlichten OPEN CALL wurde die Kioskbespielung für „Der Mensch versinkt im Kosmos“ ausgeschrieben. Aus 20 Einreichungen wählte eine Jury aus Expert:innen aus Kunst, Performance, Denkmalpflege, Geschichte Ende April die Arbeit „Die 19. Tafel“ von Anna Schiefer und Björn Kühn aus. Vielen Dank an die Jurymitglieder und den anregenden Austausch, an dessen Ende sich fast alle einig waren.

Die Jurymitglieder
Carsten Hensel, Bildender Künstler, Vorsitzender des Brandenburgischen Kunstverein Potsdam e.V., Mitglied im erweiterten Vorstand des Atelierhaus Panzerhalle
Prof. Dr. Maja Linke, Bildende Künstlerin, Professur für künstlerische Praxis mit dem Schwerpunkt Malerei/Grafik an der Uni Potsdam/Lehramt Kunst
Dr. Christine Onnen, Dezernatsleiterin Inventarisation und Dokumentation beim Landesdenkmalamt Brandenburg
Dr. Irmgard Zündorf, Historikerin, Leiterin des Bereichs Public History am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam‘
Eine Stimme teilten sich das Projektteam:
Lea Budzinksi Kulturarbeiterin mit Fokus auf Kunst
Anja Engel, Leitung und Kulturmanagement Rechenzentrum, Aktivistin bei Kulturlobby Potsdam, beratendes Vorstandsmitglied im FÜR e.V. und Mosaikfan
↱ und Kristina Tschesch, Journalistin, Moderatorin, FIlmemacherin und Kulturlobby Mitgründerin und Aktivistin, und insta queen vom RZ