Foto Kristina Tschesch

Anja Engel ist seit dem Sommer 2015 Kultur- und Hausmanagerin des Rechenzentrums Potsdam und dort für Verwaltung, Community, Teilhabe, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr zuständig – in intensivem Austausch und Zusammenarbeit mit der Nutzer:innenschaft, dem Freundliche Übernahme Rechenzentrum e.V. und der RZ-Strategie Gruppe. Sie ist bei der das Rechenzentrum betreibenden Stiftung SPI angestellt. Ihre Stelle sowie der gesamte Betrieb werden aus den Mieten der Nutzenden des Hauses finanziert. Seit fast zehn Jahren begleitet sie die Entwicklung vom Abrissobjekt zum soziokreativen Zentrum mit großem Impact in der Potsdamer Mitte.

Geboren 1984 in Malchin, aufgewachsen und beschult in Kleinstädten in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, kam sie 2004 zum Studium der Europäischen Medienwissenschaft an der Universität und Fachhochschule nach Potsdam. Als Sängerin der Potsdamer Band fosbury flop hatte sie ihren Erstkontakt mit der Potsdamer Künstler:innenszene und bezahlbaren Freiräumen. Von 2008 bis 2015 entwickelt und organisierte sie ehrenamtlich LOCALIZE, das Festival für Stadt, Kultur und Kunst. Nach Studium und Elternzeit machte sich Anja Engel 2011 selbstständig als Kulturmanagerin und Projektkoordinatorin. Während ihrer Selbstständigkeit realisierte sie Projekte in verschiedensten Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft, z.B. eine Konferenz für die Brandenburger Musikszene, Märkte für die Literatur- und Buchmarkt, die Designtage und den Designpreis Brandenburg im Auftrag des Wirtschaftsministeriums des Landes Brandenburg, das Netzwerkformat „7Sachen“ und vieles mehr.

Als Anfang 2014 ihr Proberaum in der Alten Brauerei in Potsdams Mitte wegbrach, wurde sie Mitinitiatorin und Sprecherin der Initiative „Alte Brauerei“. Diese brachte mit hunderten Musiker:innen, Künstler:innen und Kreativen den Protest um bezahlbare Räume für künstlerisches und kreatives Schaffen auf die Straße. – unter dem Motto „Schick essen gehen und teuer wohn, das ist uns zu monoton.“ Aus der Initiative Alte Brauerei ging die Kulturlobby Potsdam hervor, einer Initiative für die freie Kultur- und Kreativszene der Stadt, die sich seitdem für Freiräume in der Stadt einsetzt.

Anfang 2015, knapp ein Jahr nach dem Start der Bewegung, brachte der damalige Oberbürgermeister Jann Jakobs das noch von der IT-Verwaltung Brandenburgs genutzte Rechenzentrum als Raum für die Bedarfe ins Gespräch. In dem dann startenden koproduktiven Entwicklungsprozess für die Umnutzung des RZ, war Anja war im Frühjahr und Sommer 2015 beteiligt. Im Sommer, als die Stiftung SPI eine Stelle zur Koordination des Ortes ausschrieb, bewarb sie sich aus der Bewegung auf diese Stelle der Kulturmanagerin. Und macht auch knapp zehn Jahre nach Umnutzungsbeginn noch immer gern die vielfältige Arbeit im und ums RZ für Raum für viele, gesellschaftliche und politische Teilhabe, für kulturelle Vielfalt und Sichtbarkeit dieses Ortes und seiner Communities. Das meiste Herzblut fließt wohl in die Arbeit den Abriss und das Ende dieses lebendigen und vielfältigen Ortes abzuwenden – in Zusammenarbeit mit vielen Mitstreiter:innen und Supporter:innen aus dem RZ und drumherum.

Seit dem Frühjahr 2020 ist sie im Netzwerk KulturMachtPotsdam aktiv.