Das Rechenzentrum und die Entstehung des Kreativ Quartiers
Stand März 2022
Direkt neben dem Rechenzentrum entsteht ein privat entwickelter Gebäudekomplex, der anfangs den Konzept-Titel ,Kreativ Quartier(hoch)3′ trug. In der Presse wurde er meist Kreativquartier geschrieben. Als Investor Glockenweiß den Blog und später die Website dazu aufsetzte, wurde er ,Kreativ Quartier‘ geschrieben. Dieser generische Arbeitstitel setzte sich bei der Ausschreibung zur Namensgebung, die 2021 lief, bei der Jury und Bevölkerung als dauerhafter Name durch.
Doch der Reihe nach:
November 2017
Beschluss Stadtverordnetenversammlung (SVV): RZ-Nutzung verlängert bis 2023, Durchführung Szenarioworkshop „Zur Zukunft der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) in der Potsdamer Mitte ab 2023”
Dezember bis Februar 2018
Prozess Szenarioworkshop mit 10 Vertreter:innen der KKW. Es wird nur über Bedarfe der KKW, Inhalt und Wirkungsweise eines Kreativquartiers in der Potsdamer Mitte gesprochen. Die Frage des Gebäudes dafür wird bewusst außen vor gelassen.
Ergebnis: Kreativ Quartier mit 10.000 m² Nutzfläche für KKW soll an ehemaliger Plantage entstehen. Die RZ-Vertreter:innen wiederholen ihre Forderung zum Verbleib des Rechenzentrums.
März 2018
Beschluss SVV: Bestätigung Ergebnis Szenarioworkshop + Beschluss zur Entwicklung Kreativ Quartier am Alten Stall / ehemalige Feuerwache (Ergebnisoffenheit des Standortes damit beendet); aber auch: Bestätigung Vertragsverlängerung Rechenzentrum bis 31.12.2023
24.05.2018
Pressemitteilung (PM) des FÜR e. V.: »Die Beschlussvorlage zur Entwicklung eines neuen Kreativquartiers missachtet im Konsens getroffene Entscheidungen des Szenarienworkshops. Die Ergebnisoffenheit ist wiederherzustellen!« Der Verein erklärt:
„Ein Planungsprozess, der die Potenziale und den Wert des Rechenzentrums bei der Entwicklung eines neuen Kreativquartiers grundsätzlich ausschließt, wird durch den FÜR e. V. nicht unterstützt – denn das Haus bietet die einzigartige Chance, dieses Quartier aus dem Bestand und authentisch zu entwickeln.”
06.06.2018
Die Vorlage 18/SVV/0371 ›Räume für Kulturschaffende und Kreative — Temporäre Weiternutzung des RZ und Schritte zur Umsetzung des Zielbildes KreativQuartier‹ wird abgestimmt und negiert alle Einsprüche der Kreativseite.
Erläuterung zu 2018:
Es war eine wichtige Forderung der Potsdamer Kreativen, dass es beim Kreativ Quartier nicht um einen Ersatz für das RZ gehen kann. So klammerte man es aus der Diskussion aus. Die Kreativen wollten in erster Linie in der Potsdamer Mitte bleiben, anstatt immer wieder verdrängt zu werden. Eine Erweiterung des RZ als Teil eines Gesamt-KQ, wie sie mittlerweile in Aussicht steht, war nicht das Ziel.
Jedoch stand schlussendlich ohne Abstimmung mit den Beteiligten im Ergebnisbericht, dass das neue Quartier ein Ersatz für das RZ sein solle.
Bezüglich des Wettbewerbsverfahrens forderte die KKW, dass das Grundstück in öffentlicher Hand oder Erbbaupacht bleiben solle und dies bereits bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen zum Konzeptvergabeverfahren aufgenommen werden müsse.
Schlussendlich entschied die Wettbewerbsjury dann nach rein gestalterischen Kriterien und für den Verkauf des Grundstücks.
Beim Wettbewerbsverfahren zum architektonischen Entwurf stimmte die KKW (aus inhaltlichen, gestalterischen und ökologischen Gründen) geschlossen gegen den Entwurf von Michels Architekturbüro GmbH. Dies wurde in der Pressemitteilung der Stadt anders dargestellt. Obwohl eine KKW-Vertreterin daraufhin in der SVV vorsprach, werden die Pläne weiter vorangetrieben und umgesetzt.
Juli / August 2018
Ausschreibung zum Verkauf des Grundstücks für ein neues Kreativ Quartier durch den Sanierungsträger. (später Verkauf zum Vorzugspreis)
Oktober 2018 bis Februar 2019
Durchführung der Machbarkeitsstudie durch die Berliner Beratungsfirmen Belius, Multiplicities und raumlaborberlin im Auftrag von Sanierungsträger Potsdam
Ende Februar 2019
Informationsveranstaltung des Investors Glockenweiß im Veranstaltungsraum Kosmos des RZ, bei der erklärt wird: „Auf der Fläche des künftigen Kreativvillage sollen insgesamt 18.400 Quadratmeter Geschossfläche entstehen. In dem Konzept sind unterschiedliche Haustypen vorgesehen, die verschieden genutzt werden können.“
März bis Mai 2019
SVV-Anträge und -Diskussion zur Umsetzung des Ergebnisses der Machbarkeitsstudie unter Protesten der Vertreter:innen der KKW + des RZ; gleichzeitig Prüfung von Folgen des Erhalts des Rechenzentrums
03.04.2019
Vorlage 19/SVV/0342 in der SVV » Räume für Kulturschaffende und Kreative — Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum KreativQuartier « / Der Antrag wird am 08.05. leicht geändert beschlossen. Der Beschluss kommt auf Basis falscher Darstellung zum vorgelagerten Szenarioworkshop 2018 zustande. U. a. der Sprecher:innen-Rat des RZ hatte den Ergebnissen nicht zugestimmt, wie die Verwaltung durchaus eingesteht.
Juni bis Ende 2019
Ausschreibung Konzeptvergabe für Kreativ Quartier
15.11.2019
PM von Stadt und Sanierungsträger: Es ist ein Bauherr für das Kreativ Quartier gefunden wurden: Glockenweiß (Berlin) und MVRDV (Rotterdam) hatten sich mit ihrem Konzept »Village« durchgesetzt. Dieses sieht auch den Abriss des RZ vor. Statt des Verkehrswertes von ca. 17 Mio. € geht das Grundstück kurz darauf für nur 11 Mio. € an die neuen Besitzer.
„Das städtebauliche Konzept von Glockenweiß und MVRDV konnte die Jury unter anderem mit seinen kleinteiligen Räumen und einer sehr hohen Nutzungsdichte überzeugen“, erläutert das Fachmagazin Bauwelt.
26.02.2020
Infotag zum Kreativ Quartier im Rechenzentrum
Das „Projektteam, bestehend aus den Investoren (Glockenweiß GmbH), Projektsteuerern (KVL) und Architekten (MVRDV)” stellt das „siegreich aus dem Konzeptverfahren hervorgegangene Konzept sowie die weiteren Planungsprozesse” vor. (Moderation: raumlaborberlin / Multiplicities)
04.03.2020
Kulturlobby-Netzwerktreffen zur Absprache weiterer Schritte im Umgang mit Stadt und Investor/Bauherr: Zielgruppe „Engagierte und potentielle Nutzer:innen des Ortes” / Wunsch, weiter regelmäßige Beteiligung einzufordern und Bedarfe zu kommunizieren, da man „das neue Quartier nicht als Ersatz, sondern tolle Ergänzung zum Rechenzentrum, das daneben als städtischer Freiraum bestehen bleiben kann, soll, wird” sieht.
bis 11.03.2020
Umfrage, die den Entwickler:innen des Kreativ Quartiers Daten zu den Bedarfen der KKW als Arbeitsgrundlage für die Architekt:innen liefern soll, auch RZ-Nutzer:innen sollen sich „exemplarisch für die Bedarfe der jeweiligen Berufssparte / kreativen Tätigkeit” äußern
Frühjahr bis Herbst 2020
Werkstatt- und Dialogverfahren zwischen Kreativ Quartier und Bauherren
April 2020
Der Investor teilt mit: „Auf Basis der ausgewählten Konzeption von Glockenweiß und MVRDV sollen nun sechs ausgewählte Architekturbüros bis August 2020 die finale Gestaltung des neuen KreativQuartiers entwickeln.“ Der dann zu kürende Siegerentwurf werde als Bauantrag Anfang 2021 eingereicht.
25.08.2020
1. Auswahlgremium zum Kreativ Quartier Thema Architektur, mit Delegierten aus SVV-Fraktionen sowie 4 Vertreter:innen der KKW mit 2 Stimmen, Ort: ProPotsdam, Pappelallee
31.08.2020
1. Begleitkreissitzung: Der Begleitkreis setzt sich aus den Bauherren, externen Expert:innen, Vertreter:innen der KKW sowie der Landeshauptstadt Potsdam und des Sanierungsträgers Potsdam zusammen.
ab dem 01. September 2020
Ausstellung in der Pappelallee, bei der die Entwürfe aller teilnehmenden Büros der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden; es sind der Siegerentwurf von Michels Architekturbüro GmbH, Berlin, sowie die Arbeiten der weiteren fünf am Verfahren teilnehmenden Architekturbüros zu sehen.
03.09.2020
Interessierten Vertreter:innen der KKW wird der siegreiche Entwurf im Rahmen der Ausstellung vorgestellt. Im anschließenden Gespräch haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen an die Architekten und Bauherren zu stellen.
04.09.2020
STADTFORUM POTSDAM zum Thema „Entwicklungsraum Plantage“: Auch das Rechenzentrum ist ein Programmpunkt. Anja Engel gibt einen Input, ebenso wie Martin Vogel von der Stiftung Garnisonkirche, Christopher Weiß von Glockenweiß und Harald Kümmel (Stadt Potsdam), danach gibt es Perspektiven von außen und einen Ausblick von Mike Schubert; dazwischen und danach ist Raum für Diskussionen. Eindruck einer Teilnehmerin: „OB Mike Schubert freute sich, dass es jetzt zum Dialog gekommen ist und ab sofort GK und RZ zusammen gedacht werden.” Stream der Veranstaltung: https://youtu.be/fjBmIkCOacs
Herbst 2020 bis Frühjahr 2021
Mitwirkung von RZ und KKW-Vertreter:innen an Runden Tischen mit Investor Glockenweiß – um Bedarfe der Zielgruppe in Bauplanung einzubringen (Annette Paul, Brigitta Bungard, Stefan Pietryga, Christian de la Motte, u. a.)
17.09.2020
1. Runder Tisch: Diskussion über die wesentlichen Funktionen des neuen Kreativ Quartiers allgemein und insbesondere über die Nutzer:innenanforderungen / „Der Runde Tisch soll in regelmäßigen Abständen planungsbegleitend stattfinden und ist als erweiterte Arbeitsebene zu den Begleitkreisen des laufenden Werkstatt- und Dialogverfahrens zu verstehen.“
02.10.2020
2. Runder Tisch: Diskussion über
Gestaltung des Kreativ Quartiers; z. B.: Fahrradparkhäuser? Sichtbarkeit der Künstler:innen in Gebäuden? Planer:innen sollen daraufhin „die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten in den Grundrissen abbilden”, u. a. schalltechnisch entkoppelte Flächen
für Bandproberäume anordnen.
07.10.2020
2. Begleitkreis: Vorstellung des aktuellen Planungsstandes und des Nachhaltigkeitskonzeptes von CSD Ingenieure sowie der Ideen für die Außenraumgestaltung durch das Büro POLA; Diskussion zu Empfehlungen für Weiterbearbeitung des Entwurfes an Architekten
Oktober 2020
Bauvorbereitungen auf dem Grundstück der Alten Feuerwache: Letzte Gebäude sind abgerissen, erste Bodenuntersuchungen finden statt.
26.10.2020
Infoabend für Bewohner:innen der an das Quartier angrenzenden Wohnbebauung zu Abstandsflächen, Höhen und dem zukünftigen Bauablauf
29.10.2020
3. Runder Tisch: Herr Wünschmann von CSD Ingenieure stellt Nachhaltigkeitskonzept vor: klimaschonende Baustoffe, Energieeffizienz und eine Mobilitätsstrategie, ausgelegt auf Fußgänger und Radfahrer
07.11.2020
Glockenweiß erklärt: „Für die Flächen der kleinteiligen Kultur- und Kreativwirtschaft im KreativQuartier wird ab sofort ein Generalmieter als Betreiber gesucht.”- Beginn des Interessenbekundungsverfahrens zur Betreiberschaft der 8000 qm mietpreisgebundener Flächen
12.11.2020
2. Auswahlgremium mit Delegierten aus SVV-Fraktionen;
Glockenweiß präsentiert in abschließender Sitzung des Dialogverfahrens Bau- und Freiflächenplanungen: „Der Zeitplan ist ambitioniert, der erste Bauabschnitt soll schon im Oktober 2023 fertiggestellt werden.” Es handelt sich um eine architektonische Weiterentwicklung des geplanten Villagekonzeptes mit „variablen Grundrissen für die Kreativszene”. Das Freiraumkonzept beinhaltet Aufenthalts- und Begegnungsorte, Dach- und Fassadenbegrünung, Regenwasserversickerung und Bepflanzungskonzepte.
17.11.2020
Vollversammlung der RZ-Mieter:innen, Themen sind u.a. „Selbstverständnis Rechenzentrum – Kunst-Kreativhaus / Soziokreatives Zentrum / RZ 2040?” und „Verhältnis von Rechenzentrum und KreativQuartier an der Plantage“. RZ-Mitglieder der Begleitgruppe KQ plädieren dafür, eine gemeinnützige Genossenschaft zu etablieren, die an der Schnittstelle zwischen Investor und KQ-Nutzenden agiert. Das KQ solle am besten eine diverse Betreiberstruktur haben, RZ könnte Betreiberschaft für nur ein Segment übernehmen. Man möchte unterschiedliche Qualitäten RZ / KQ weiter herausstreichen, aber Synergien nutzen. Das Verständnis von RZ und KQ als zusammenhängende Entwicklung sei bereits gelebte Praxis: Zukünftig nebeneinander liegende Teile interagieren miteinander.
03.12.2020
5. Runder Tisch: Schwerpunktthema „Aneignungsflächen“ – Es wurde schnell klar, dass es „die eine Aneignungsfläche” nicht geben wird, sondern (Schlagwort „Identitätsbildung”) das Quartier und seine Räume per se zu Wandel und „Eroberung durch Nutzende” einladen solle, mit u. a. Leerräumen, gestaltbaren Flächen und Bereichen.
12.12.2020
Das ArtChurch.Me Kollektiv versenkt eine Zeitkapsel vor dem Kreativ Quartier, die im Frühjahr 2023 wieder ausgegraben und ausgestellt werden soll. Enthalten sind Kunstwerke von mehr als 20 Kunstschaffenden sowie kulturschaffenden Orten.
Ende 2020 bis Mai 2021
Verfahren Ausschreibung Betreiberschaft für mietpreisgebundene Flächen im Kreativ Quartier – Ergebnis: keiner der lokalen erfahrenen Bewerber:innen wird ausgewählt (unter ihnen waren die SPI und ein Konsortium aus RZ-Mieter:innen und Belius /
multiplicities aus Berlin); Glockenweiß übernimmt Aufgabe selbst; in der Folge werden letzte RZ-Nutzende aus der Begleitung / dem Engagement für das KQ aussteigen
27.1.2021
Vollversammlung der RZ-Mieter:innen, Thema u.a.: „Kreativ Quartier – Info, Einblicke in Planungsstand, Mitwirkungsmöglichkeiten, Selbstverständnis RZ im KQ” // Man geht davon aus, dass das Kreativ Quartier das RZ und die Neubauten meint. Die Neubauten sollen in zwei Bauabschnitten erfolgen: 1. BA – Langer Stall bis Okt 2023, 2. BA bis 2024. Es seien 8000 m² für ca. 9 €/m² kalt, davon min. 4300 m² bis Okt 2023, fertigzustellen und RZ-Mieter:innen hätten Vorrang bei der Neuanmietung. Räume mit speziellen Anforderungen, wie Proberäume, seien vorgesehen im Neubau, ebenso werde es verschiedene, voneinander unterschiedliche Gebäude geben: Langer Stall (große Halle als Haupteingangsbereich mit Gastronomie, Raumnutzungen und Ausstellungsräumen; Unterkellerung). Stand sei, dass das Mosaik nicht in die Neubauten komme. Diskussion um Sichtbarkeit der Künstler:innen im KQ von außen.
Februar 2021
Die Investor:innen der Neubauten haben eine digitale Plattform für Musik bzw. Bands ins Leben gerufen und laden Interessierte zum Mitmachen ein. Im April geht ein „Kreativ Quartier Musikplayer mit regionalen Bands“ online, nachdem über 200 Musiker:innen Songs einsendeten – Das Kreativ Quartier versucht vor seinem Bau, Impulse in der Potsdamer Kreativlandschaft zu setzen.
12.2.2021
8. Runder Tisch: Bedarf an Bandproberäumen in Potsdam im Fokus. „Integration der Räume stellt aufgrund der besonderen schallschutztechnischen Anforderungen eine besondere Herausforderung an die Planung”; Austausch mit Vertreter:innen der KKW (speziell Musiker:innen) mit den Planer:innen des neuen Kreativ Quartiers über die Nutzung und den Betrieb dieser Räume.
März 2021
Die Option, dass das Potsdam-Museum für seine Erweiterung einen Teil des „Langen Stalls“ im neuen Kreativ Quartier erhält, kommt auf.
28.05.2021
ausführliches Statement im Namen des Sprecher:innen-Rats des Rechenzentrums, der Kulturlobby und des FÜR e. V. zu den Entwicklungen beim Kreativ Quartier, die zuvor im Kulturausschuss auf Nachfrage offengelegt wurden: Investor Glockenweiß hat seine Rechte am Quartier, ähnlich eines Share Deals, an den Investmentfond Assiduus weitergegeben // Zitat aus dem Anschreiben: „Der Entwicklungsprozess […] ist nun an einem wichtigen Punkt angelangt und wir stellen fest, dass er schon lange nicht mehr im Sinne der im Szenarioworkshop formulierten Ziele läuft. […] Wir appellieren an die Stadt, ihre Verantwortung für eine bedarfsorientierte Entwicklung wahrzunehmen.“
7. Juni 2021
Vollversammlung im RZ:
Info über öffentliche Namenssuche für KQ (bis 25.6.), bei der „KQSMOS” einer der Vorschläge ist. RZ-Mieter:innen sind zu weiten Teilen irritiert darüber, weil es als Übergriff auf den Veranstaltungsraum Kosmos im RZ gesehen wird. // Statement vom Sprecher:innen-Rat, dem FÜR e.V. und der Kulturlobby zum Thema KQSMOS
Rückblick und Diskussion über Betreiberschaft: Bei Ausschreibung für Generalmieterschaft der preisgebundenen 4300 – 8000 m² waren die SPI und „8000 x 9 e.G. i.G.” (geplante Genossenschaft um 3 RZ-Mieter:innen und Belius / Multiplicities) die letzten beiden Bewerber:innen. Glockenweiß entschied sich im Mai 2021, die Generalmieterschaft selbst zu übernehmen, mit dem Plan, die Akteur:innen von „8000 x 9” oder / und SPI ersatzweise für das Kulturmanagement zu beauftragen. Dienstleister eines Investors zu sein ist jedoch etwas anderes als selbstbestimmte Betreiber-/Generalmieterschaft.
Mieter:innen werden darüber informiert, dass Investmentfonds, an den Glockenweiß das Grundstück bald verkaufen will, bei der Entwicklung des KQ bereits Mitspracherechte hat.
14.06.2021
Investor und Architekten reichen die Bauanträge für die Bauabschnitte eins und zwei für das KQ bei der Stadt ein. Über den enormen Umfang an erforderlichen Akten staunt Glockenweiß medial wirksam auf seinem Projektblog.
02.07.2021
Die Potsdamer:innen haben sich zwischen den sechs Namensvorschlägen für das neue Quartier entschieden. Unter den über 1.100 Stimmen votieren die meisten für “Kreativ Quartier” statt für „STRÖM“, „KQSMOS“, „Seele Potsdam“, „Port“ oder „Neue Werke Potsdam“. Die Fachjury kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.
01.09.2021
6. Geburtstagsfeier des RZ: In seiner Rede betont OB Schubert, dass es „einen Teilerhalt des Rechenzentrums geben muss.“ Janny Armbruster, langjährige Vorsitzende des Beirats des RZ, meint, das „künftige Kreativ Quartier, das in unmittelbarer Nähe des Rechenzentrums entstehen soll” sei kein Ersatz, da „in den sechs Jahren, in denen wir das Haus hier als Quartier gepflegt haben, immer mehr Bedarf da war als wir erfüllen konnten.“
15.09.2021
Investor Glockenweiß stellt im Hauptausschuss den aktuellen Planungsstand für das Kreativ Quartier vor. Demnach sollen noch mehr als die geforderten 4300 qm Nutzfläche für 9 € vermietet werden. Die Miete auf der nicht mietpreisgebundenen Fläche wird 20 € betragen. Ein Beirat erarbeitet im Herbst 2021 Raumvergabekriterien für die mietpreisgebunden Flächen, zudem soll im Februar 2022 ein:e Kurator:in berufen werden. Später soll ein Team des Bauherrn die Organisation für den Standort übernehmen, welches in Abstimmung mit dem Beirat arbeitet.
01.11.2021
Im Rahmen der „bald startenden Baumaßnahmen zum Kreativ Quartier in direkter Nachbarschaft” ist die Firma „DR. ZAUFT Ingenieurgesellschaft für Bauwesen mbH” damit beauftragt, eine Beweisfeststellung des Ist-Zustandes des Rechenzentrums zu machen. Deren Mitarbeiter:innen halten fotografisch den Zustand aller Räume im Haus, mit Fokus auf die tragenden Strukturen, fest.
17.11.2021
Vollversammlung im RZ:
Mieter:innen werden darüber informiert, dass Glockenweiß und Assiduus keinen der Potsdamer Bewerber um die Generalmieterschaft wählten. Dies wird als Absage an mehr Einflußnahme durch Potsdamer Kreative verstanden. Man fragt sich, wie gemeinwohlorientiert oder nutzer:innengetrieben das KQ überhaupt noch werden kann. Vertreter:innen des RZ waren zu diesem Thema beim OB und ermunterten ihn, nun mehr Verantwortung zu übernehmen, da Engagierte aus dem RZ selbst keinen Einfluss mehr haben.
Es wird über ein Gespräch berichtet, bei dem die Unzufriedenheit zwischen KQ und RZ aufgelöst werden sollte: mit Noosha Aubel (Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport), Frau Dr. Seemann, Andreas von Essen (Stiftung SPI), Anja Engel, Frauke Röth (Sprecher:innenrat), Christopher Weiß (Glockenweiß), Alexander Happ (Assiduus) und Harald Kümmel (Stadt Potsdam)
Ergebnis: Es konnte Unmut über den Prozess geäußert werden und Fr. Aubel konnte deutlich gemacht werden, dass die Erwartungen, die KKW-Vertreter:innen gegenüber gemacht werden (Engagement fürs KQ; Genossenschaft gründen; sagen, wer verbindlich einziehen will) nicht einzuhalten sind bzw. dass es bereits viel Engagement gab, aber alle Engagierten aus bestimmten Gründen sich mit der Zeit zurückgezogen haben. Es wird verabredet, dass Assiduus und Glockenweiß bis Ende 2021 ein Miet-Raum-Exposé zusammenstellen, das preisliche Konditionen, Ausbaustatus etc. enthält. Dieses soll im RZ sowie überall in Potsdam verteilt werden, damit Interessierte sich anschließend auf die Warteliste setzen lassen können.
Es wird mitgeteilt, dass der Beirat, der über Mietanfragen für mietpreisgebundene Flächen entscheidet, im Januar seine Arbeit aufnehmen soll. Anfang des Jahres 2022 soll es einen nächsten Termin in dieser Runde geben.
Es wird informiert: Alle, die im Oktober 2023 einen Mietvertrag im RZ haben, haben Vorgriffsrecht auf mietpreisgedämpfte Flächen im KQ. Christopher Weiß und Herr Happ von Assiduus bekamen vom fachpolitischen Beirat des Rechenzentrums den Ratschlag, ihren eigenen geplanten Beirat weiter zu öffnen und breiter aufzustellen sowie mehr Transparenz und Mitbestimmung zu schaffen.
Bisheriger Plan sei, den KQ-Beirat aus „2 Stimmen Eigentümer:innen, 1 Stimme Kurator:in, 1 Stimme Nutzende / Kreativschaffende, 1 Stimme Frau Dr. Seemann (Stadt Potsdam)” zusammenzusetzen.
Diskussion: einige RZ-Nutzer:innen sehen das KQ bereits als Option, da sie Planungssicherheit brauchen, andere möchten ein Signal für RZ-Erhalt setzen und sich noch nicht auf die KQ-Warteliste setzen lassen – Es ist eine individuelle Entscheidung.
Teilnehmende der Vollversammlung regen an: Stadt sollte mit Glockenweiß klären, ob es verschiedene Mietverträge geben wird (bspw. Baumietverträge, sodass man wieder zurück in das RZ kommen kann, wenn das RZ saniert ist).
30.03.2022
Es wird bekannt, dass das Kreativ Quartier nicht 2023 fertig gebaut sein wird. Hintergrund ist eine Mail des Investors an den Sanierungsträger, über die lokale Medien berichten. In dieser moniert die Firma Glockenweiß, dass sie sich beim Baubeginn des Quartiers behindert sehe. Durch die andauernden archäologischen Untersuchungen vor Ort und die noch nicht erteilte Baugenehmigung könne man nicht mit dem Bau im Mai dieses Jahres beginnen und daher den vereinbarten Fertigstellungstermin im Oktober 2023 für den ersten Bauabschnitt nicht einhalten. Man gehe nun von einem Fertigstellungstermin Ende September 2024 aus. Sanierungsträger und Stadtverwaltung wollen daraufhin prüfen, inwieweit die Verzögerungen tatsächlich nicht durch den Investor zu verantworten sind und welcher Verzögerungszeitraum tatsächlich zu erwarten ist, um zu klären, inwieweit sich die vereinbarte Investitionsfrist im Rahmen der vertraglichen Regelungen tatsächlich verschiebt. Über das Ergebnis soll in Ausschusssitzungen berichtet werden.